Wort des Lebens

Wer sucht eigentlich die Bibeltexte für den Gottesdienst aus?

Es gibt eine sogenannte Leseordnung. Danach werden weltweit in allen katholischen Sonntagsmessen (eigentlich auch werktags) jeweils die gleichen Bibelstellen verkündigt. Alle Feiernden, also auch der Prediger, lassen sich von einer durchdachten Verteilung der wichtigen Bibelstellen über drei Jahre auf eine kontinuierliche Betrachtung des Wortes Gottes ein.

Lesung Altes Testament

Vertiefung

Die Lesungen aus der Bibel berichten vom heilenden Handeln Gottes an den Menschen vor langer Zeit. Aber Gott ist treu. Er will auch heute genau so an uns handeln. Deshalb sind diese Lesungen Zuspruch der Gegenwart Gottes auch heute.

Der Wortgottesteil der Sonntagsmesse beginnt mit einer Lesung aus dem Alten Testament. Sie wird von einer Lektorin oder einem Lektor gelesen. Das sind Leute aus der Gemeinde, die Freude an der Bibel haben und eine Ausbildung fürs Vorlesen gemacht haben.

Mit dem Alten Testament bezeichnen die Christen jene Bücher der Bibel, die wir mit dem Volk Israel, den Juden, grösstenteils gemeinsam haben. Es sind 46 Bücher aus verschiedenen Jahrhunderten vor der Zeit Jesu Christi.

Die wichtigsten fünf dieser Schriften sind die sogenannten Bücher Mose, auch Tora genannt. Sie enthalten die Urgeschichte: die Erzählungen von der Erschaffung der Welt, der Urväter des jüdischen Glaubens, Abraham, Isaak, Jakob, aber auch die Erzählung der Sintflut, der Befreiung des Volkes aus der Knechtschaft in Ägypten unter der Führung des Mose und die Gesetzgebung der 10 Gebote am Sinai.

Die sogenannten Geschichtsbücher enthalten die Erzählungen über die Beziehung und Treue Gottes zu seinem Volk Israel über mehrere Jahrhunderte, z.B. das Königtum von David.

Immer wieder traten Menschen auf, die Ungerechtigkeiten anprangerten, an die Gebote Gottes erinnerten oder dem Volk in schweren Zeiten Mut machten. Ihr segensreiches Eintreten weist darauf hin, dass der Geist Gottes sie inspiriert hat. Sie werden deshalb Propheten genannt. Die wichtigsten heissen Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel.

Schliesslich gibt es eine Gruppe Bücher, die oft unter dem Titel Weisheitsliteratur zusammengefasst werden. Unter ihnen ragt das Buch Hiob heraus, worin die schmerzliche Frage nach dem Leiden gestellt wird.

Die ganze Bibel online finden Sie hier.

Psalm

Vertiefung

Das Buch der Psalmen gehört ebenfalls zum Alten Testament. Es enthält 150 Psalmen. Das sind verschiedene Gebete; Klage-, Bitt-, Dank-, Wallfahrtsgebete oder gar Loblieder. Alle menschlichen Gemütslagen kommen darin vor. Der Psalter, wie das Buch der Psalmen auch genannt wird, ist der Gebetsschatz der Juden und der Christen.

Zwischen den Lesungen der Messe wird aus den Psalmen vorgesungen. Entweder solistisch durch einen Kantor, eine Kantorin, wobei die Gemeinde ein Kehrvers dazwischen singt, oder die ganze Gemeinde singt ein Lied, dessen Text von den Psalmen inspiriert ist.

Die Psalmen kommen in allen Gottesdienstformen vor (z.B. im Morgen- und Abendgebet, den Laudes und der Vesper, bei Begräbnisfeiern usw.).

Die Psalmen online finden Sie hier.

Lesung Neues Testament

Vertiefung

27 Briefe von Jüngern Jesu der ersten zwei Generationen an christliche Gemeinden der Urkirche sind uns überliefert.

Aus ihnen wird im Gottesdienst ebenfalls regelmässig vorgelesen, und zwar wieder von einer Lektorin oder einem Lektor. Das sind Leute aus der Gemeinde, die Freude an der Bibel haben und eine Ausbildung fürs Vorlesen gemacht haben.

Ab und zu hört man für die neutestamentliche Lesung auch die Bezeichnung Epistel-Lesung. Das ist der lateinische Ausdruck für Brief. Diese Briefe bezeugen die Einzigartigkeit der Sendung Jesu und geben Einblick in die Ursprünge der Kirche. Sie enthalten auch Ermahnungen und Ratschläge für das Gemeindeleben. Die meisten dieser kostbaren Briefe verdanken wir dem Apostel Paulus und seinen Schülern.

Die ganze Bibel online finden Sie hier.

Evangelium

Vertiefung

Evangelium ist griechisch (die Sprache, in der die Schriften des Neuen Testaments verfasst wurden) und heisst: Frohe Botschaft. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes haben uns eine je eigene Version der Frohen Botschaft Jesu Christi überliefert.

Jedes der vier Evangelien berichtet uns von Jesus von Nazareth als dem Sohn Gottes, dem lange erwarteten Messias, dem Gesalbten Gottes. Alle vier schildern Jesus als Wunderheiler. Als Prediger der Frohen Botschaft vom Reich Gottes mitten unter uns. Als Helfer und Beschützer der Armen und Unterdrückten. Seine Leidensgeschichte; das letzte Abendmahl, seinen Prozess, seine Hinrichtung – und seine Auferstehung von den Toten. Er lebt und ist gegenwärtig. Er identifiziert sich auch heute mit den Armen unter uns. „Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“.

Wenn aus dem Evangelium vorgelesen wird, spricht Christus selbst zu uns. Deshalb wird die Lesung aus dem Evangelium seit jeher besonders hervorgehoben. Sie wird vorbereitet durch den Halleluja-Ruf, zu dem sich alle erheben. Oft wird das Evangelium aus einem eigenen, kostbar gestalteten Buch vorgetragen, gar gesungen, und zwar vom Diakon oder vom Priester. Auch kann Weihrauch dazu verwendet werden. All das zum Zeichen: Christus ist mitten unter uns.

Die Evangelien online finden Sie hier.

Predigt

Vertiefung

Was heisst das alles für mich heute? Darum geht’s in der Predigt.

Sie soll aus der Fülle von Eindrücken, die ein Gottesdienst mit sich bringt, einen Aspekt herausstreichen und für unsere heutige Glaubenssituation deuten. Meistens wird in der Predigt ein Schriftwort ausgelegt. Ein Aspekt der gehörten Lesungen wird erschlossen, damit er als Wort des lebendigen Gottes für mich heute erfahren werden kann.

Thema der Predigt kann aber auch ein Element der Liturgie sein. Oder der Gehalt eines Festes im Kirchenjahr. Immer aber geht es um die Festigung und Vertiefung des Glaubens.

Die anspruchsvolle Aufgabe der Predigt innerhalb der Messfeier (man spricht auch von Homilie) ist dem Bischof, dem Priester und dem Diakon anvertraut. In einigen Diözesen dürfen ausnahmsweise auch bischöflich beauftragte Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten predigen. 

Bekenntnis
Glaubensbekenntnis

Vertiefung

An die Predigt schliesst sich in der Sonntagsmesse das Glaubensbekenntnis an. Das Credo – vom ersten Wort in der lateinischen Fassung: ich glaube – ist weder Gebet noch Loblied. Es drückt den gemeinsamen Glauben der zum Gottesdienst Versammelten aus. Das ist weit zu verstehen: der gemeinsame Gottesglaube aller zum Gottesdienst versammelten Christen sonntäglich weltweit und heute, gestern und morgen.

Nach dem Hören des Wortes Gottes (Lesungen) und seiner Auslegung für heute (Predigt) wird von der Gemeinde das Bekenntnis zum dreieinigen Gott eingefordert, auf den jeder einzelne getauft wurde: Vater (Schöpfer der Welt), Sohn (Erlöser und Herr), Heiliger Geist (die verwandelnde Kraft Gottes).

Die katholische Kirche kennt zwei offizielle Glaubensbekenntnisse. Beide stammen aus den ersten Generationen des Christentums:

Das Apostolische Glaubensbekenntnis:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,

und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Das Grosse Glaubensbekenntnis:

Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten,

und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. Amen.

Fürbitten

Vertiefung

Jetzt ist der Moment des Gebets aller für die drängenden Anliegen der Kirche und der Welt, der Allgemeinheit (deshalb heisst dieser Teil auch Allgemeines Gebet der Gläubigen).

Denn wer Gott als den Grossen, Lebendigen, Allmächtigen bekennt, darf sich auch vertrauensvoll an ihn wenden. Er hat den Menschen seine Treue zugesichert. Er hört uns in unseren Nöten.

Vertreter der Gemeinde tragen Bitten vor, alle bekräftigen sie mit einem Ruf, der sich an Gott richtet. Die Gemeinde solidarisiert sich mit der Not anderer; der Menschen um sie herum und anderswo. Anliegen der lokalen Gemeinde, der Kirche, aber auch der Notleidenden irgendwo auf der Welt werden Gott anvertraut.

Hier finden Sie Vorschläge zum Fürbittgebet für den kommenden Sonntag.